Eine Trennung der Eltern ist für Kinder immer schlimm. Sie verstehen erst einmal nicht, was genau passiert und in den meisten Fällen bricht ihre Welt zusammen. Ein Kind erlebt sich und seine Eltern als eine Einheit und darum ist es unvorstellbar, dass der Vater ohne die Mutter war und umgekehrt. Dass die Eltern ein Vorleben hatten und mit anderen Partnern vor der Ehe oder Gemeinschaft zusammenlebten, bevor sie sich kennen lernten, ist nicht in der Vorstellungswelt des Kindes. Es entspricht einfach nicht der kindlichen Logik. Wie soll also ein Kind eine Trennung seiner Eltern verstehen ?
Was geschieht mit Kindern bei einer Scheidung?
Kinder erleben ihre Umwelt in festen Strukturen, die man aus Sicht des Kindes nicht stören darf. Die Logik eines Kindes ist recht einfach. Die Eltern und Geschwister sind für sie eine feste Größe, die unerschütterlich in der Welt steht. Störungen von außen werden nicht akzeptiert und können auch logisch nicht verstanden werden. Wenn man sich also in die Rolle des Kindes versetzt, wird man dieses Denkschema leichter verstehen können.
Ewige Streitereien zwischen den Eltern werden zwar als belastend empfunden, aber es werden auch Vergleiche gezogen. Wenn man sich mit seinen Geschwistern streitet, ist das zwar nicht schön, aber man geht deswegen ja auch nicht gleich auseinander. Also werden Argumentationen und Erklärungsversuche der Eltern in dieser Hinsicht wenig greifen. Wie überhaupt Erklärungen, warum man auseinander geht, schwer vom Kind zu verstehen sind.
Der wichtigste Punkt ist, mit dem Kind zu reden und ihm zu erklären, wie es weitergehen soll, damit eine zukünftige Perspektive aufgebaut werden kann. Es müssen Fragen auch kindgerecht beantwortet werden. Mit dem Versprechen, dass der Vater jedes Wochenende mit seinem Kind verbringen will, kann es erst einmal wenig anfangen. Zeitliche Dimensionen dieser Art sind noch nicht greifbar und darum können auch keine Vorstellungen aufgebaut werden. Es müssen erst Erfahrungen gesammelt werden, bis das Kind genug Vertrauen aufgebaut hat und weiß, dass sein Vater am nächsten Wochenende kommt und wirklich gemeinsame Unternehmungen plant. Kinder müssen erst zu der Einsicht kommen, dass sich erst einmal nichts Grundlegendes ändern wird.
Viele Kinder entwickeln eine Wut aufgrund einer Trennung, weil das Geschehene außerhalb ihrer Welt liegt. Trotzdem kann es Eltern gelingen, ihrem Kind beizubringen, dass es trotz einer Scheidung immer noch ein gemeinsames Beisammensein geben wird und dass Eltern immer Eltern bleiben, ob sie nun zusammen leben oder nicht. Mit Hilfe von Therapeuten kann dies gelingen.
Nicht nur Kinder haben einen enormen Lernprozess zu durchlaufen, auch die Eltern. Mütter, die ihren Ex am liebsten in die Wüste schicken wollen, verbessern die Situation – speziell für die Kinder – in keiner Weise. Väter, die sich erst einmal zurückziehen, weil auch sie mit der Lage nur schwer fertig werden, werden es ebenso schlimmer machen. Eltern dürfen während und hauptsächlich nach einer Trennung nicht nur an sich selbst denken oder sich ihrem Leid ergeben. Das Wohlbefinden ihrer Kinder sollte an oberster Stelle sein.